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Während es im deutschsprachigen Raum bis zum Ende der
1940er Jahre keine utopischen Comics gab, wurden, parallel
zu den Groschenheften, die 1950er und frühen 60er Jahre auch
für die Bilderheftchen zu einer goldenen Ära. Während sich
im Funny-Bereich bereits verschiedene Comicserien, v. a.
„Micky Maus“ (seit 1951) etabliert hatten, begann es im
utopischen Bereich mit wenig erfolgreichen Miniserien wie
„Alan Frank“ (1953, Bild1). Der Durchbruch kam hier erst mit
den kleinformatigen „Nick“-Piccolo Heftchen (1958 – 1960,
Bild3) und den anfangs durchgehend bunt gezeichneten
„Nick“-Großbänden (1959 – 1963, Bild21). Beide im Lehning
Verlag erschienenen Serien brachten es auf deutlich über 100
Hefte. Texte und Bilder stammen von dem heute legendären
Hansrudi Wäscher. Eine Sonderstellung nimmt die Reihe
„Illustrierte Klassiker“ (1958 – 1973, Bild7 - 12) des BSV
Verlags ein. Die aus den USA stammenden Hefte geben Inhalte
der klassischen Weltliteratur in knapper Comicform wieder.
Darunter findet man auch zahlreiche utopische Werke, v. a.
von Jules Verne und H. G. Wells. Alle anderen Hefte aus
diesen Jahren sind trivial. Die meist jugendlichen Leser
lernten so gut wie nichts über Astronomie, Raumfahrt und
Technik. Dennoch dürften die bunten Heftchen für viele
Motivation zu einer späteren ernsthaften Beschäftigung mit
diesen Wissensgebieten gewesen sein.
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Extra zu erwähnen ist die
DDR-Comicserie „Mosaik“ (ab 1955 bis heute) ursprünglich von
Hannes Hegen, eigentlich Johannes Eduard Hegenbarth. Es
handelt sich um eine sehr gut gezeichnete Funnyreihe mit,
zunächst den drei Helden, den Digedags. Die kleinen Wichte
reisen durch die Zeit von den Römern bis ins Weltall zu
einem fremden Planeten. Die Wissensvermittlung erfolgt auf
sehr unterhaltsame Weise, so dass die Hefte in der DDR
äußerst populär waren. Unsere Ausstellung zeigt zwei
„Mosaik“-Hefte mit utopischem Inhalt (Bild5 und 6). An
kleinere Kinder wandte sich in der DDR das Magazin „Atze“
(Bild18 - 20) mit, zum Teil utopischen, Comicanteilen.
Im
Gegensatz zu den Groschenheften, die heute nur noch ein
kümmerliches Restdasein führen, bleiben Comics weiterhin
sehr populär, allerdings meist in Form großformatiger Alben
oder Graphic Novels. Viele Comic-Zeichner und Autoren wurden
in den Stand von bedeutenden Künstlern erhoben, zum Teil
dieselben, deren Werke in den 50er und 60er Jahren von
Pädagogen zu Schund erklärt wurden.
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